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Behinderung - was heißt das?

Hallo chaotisch,

Ein ALS genießt sein Dasein, indem er die Zimmerdecke betrachtet, von morgens bis abends, die Gesichter sieht, die nicht an seine Lagerstätte kommen, um ihm eine nette Gesellschaft zu bieten, sondern um Windeln zu wechseln ö.ä.

Ein SHT -Geschädigter (Behinderung äußerlich nicht unbedingt erkennbar)genießt es, keine Überforderung mit lästigen Besuchen zu haben. Selbst angenehme Gesellschaft kann schnell überfordern, ohne dass der Betroffene die Grenzüberschreitung merkt.

Ein Leben weitergeben zu können bedeutet nicht nur allein schwanger zu werden, sondern auch, nicht mehr zeugungsfähig zu sein, eine Behinderung, die nicht von Außen sichbar ist, aber trotzdem großes Leid darstellt. Dabei hindert es allerdings nicht, sich an der Natur zu erfreuen, wobei Gesunde wohl eher "behindert" (im Sinne von "meist verhindert") sind.

Ein schweres SHT hat oftmals die Folge, dass die Erinnerung an die Zeit mit allem Genuss und Fähigkeiten, die die Persönlichkeit ausgemacht haben, zu vergessen.

Es gab einmal eine Diskussion, was ist schlimmer in der Entschädigungsbemessung, eine Schädigung mit der Erinnerung an die frühere Persönlichkeit oder eine Schädigung die zur Folge hat, dass keine Erinnerung mehr besteht.
Man hat entschieden, dass das was einem nicht mehr fehlt, auch keinen Schaden darstellt.
Juristerei und Rechtsprechung, nach dem Motto, was nicht mehr lebenswert ist, braucht auch keinen Anspruch mehr auf Leben!
Auch das gibt es heute noch.

Ich denke, dass Karin2005 deshalb, weil das Kollektivgewissen noch nicht abgearbeitet ist, meint, dass "Behinderung" immer irgendwie den Beigeschmack von "unwert" trägt.
Wenn man so denkt, dann hat man auch so ein Verständnis gegenüber Behinderten, und das sieht man tagtäglich im Umgang mit Behinderten.

Gruß Ariel
 
Hallo Ariel,

Ich denke, für eine Frau ist es das sinnvollste Lebensziel, ein Kind zu bekommen, es aufwachsen zu sehen, und zu erleben, wie das Kind wieder die Gene weiterträgt. Immerhin besteht die Lebenskette, seit Anfang der Existenz von Leben überhaupt, ununterbrochen bis zu Dir.
Und wenn Dir z.B. durch so einen Unfall die Chance genommen wird, diese Lebenskette aufrecht zu erhalten, deine individuellen Gene weiterzugeben an das nächte Lebenskettenglied und dann weiter und weiter, welchen Sinn hat dann dein Leben?
:eek:
vorab schon mal sorry wenn ich jetzt direkt wieder grob rüber komme. Aber das ist ja wohl der größte Blödsinn den ich seit langem gehört habe. Ich bin jetzt 34 Jahre alt. Vor 9 Jahren, also mit gerade mal 25, hatte ich Unterleibskrebserkrankung. Aufgrund dieser Sache kann ich keine Kinder bekommen. Aber vielen Dank, dass du mir bestätigst, dass mein Leben seit dem Tag keinen Sinn mehr hat. Da stellt sich doch direkt eine neue Sinnfrage: warum überlebe ich erst Krebs, dann einen Unfall, wenn mein Leben, da nicht gebährfähig, eh keinen Sinn mehr macht. Sorry, muss noch schnell in den Baumarkt, mir einen dicken Strick kaufen. Die einzig logische Konsequenz laut deiner Ausage.

Gruß, Karin

PS: Freunde von mir haben ein Kind adoptiert. Hätten sie sich und der Kleinen aber auch sparen können, sind ja nicht die eigenen Gene. Sorry, aber wenn ich sowar höre geht mir die Galle hoch.
 
Sorry Ariel, habe eben erst alle Beiträge bis zum Ende gelesen, und muss schon wieder.

Mir kommt es, sei mir nicht böse, so vor, als seist du ein bißchen verbittert. Es kann ja alles sein, vielleicht verdränge ich das alles noch, und bin gerade dabei irgendwas auf die Reihe zu kriegen. Ich für meinen Teil hatte (und hab das heute noch oft), Probleme damit Hilfe anzunehmen. Das ist oft nicht schön. Was das für Menschen, mit den von dir beschriebenen Verletzungen bedeuten muß kann sich ein "normaler" Mensch ja überhaupt nicht vorstellen.

Vielleicht hatte ich auch einfach nur riesen Glück mit meiner Familie und Freunden. Ich kam Mitte Februar aus der Reha, und 2 Wochen später war ich schon wieder mit an der Rennstrecke. Reifenwechseln an einem Mopped geht im Sitzen ausgezeichnet. Wenn ich nicht mehr laufen kann, dann schnapp ich mir den Rolli, und weiter gehts.

Klar habe ich anfangs gehofft "das wird schon alles wieder, Geduld, Geduld". Heute denke ich, na ja, so 100% wirds wohl nicht mehr. Aber ich habe mir fest vorgenommen nicht zu jammern oder mich selbst von irgendwas auszuschließen. Wie gesagt, soooo schlimm hat es mich ja nicht erwischt. Es sind ja "nur" die Beine. Das meine ich ernst, keinesfalls ironisch. Wenn ich angerufen werde, ob ich dies und jenes mitmachen will, da oder dorthin mitgehe, dann weiß jeder, dass ich nicht mehr so 100% einsatzfähig bin. Diejenigen, die das akzeptiert haben, rufen trotzdem noch an. Alle anderen, have a nice day....

Am Anfang hat mir jeder immer alles abgenommen. Dieses berühmte "laß doch, ich helf dir doch". Aber ich habe ziemlich schnell klargestellt, dass ich erstmal selbst rausfinden will was ich kann, und was eben nicht.

Und bitte, unterstelle mir nicht, ich würde Behinderung als "unwert" ansehen. Darum geht es nicht. Das ich UNWERTES Leben bin hast du mir ja schon gesagt, immerhin kann ich nicht gebähren. Dafür zahle ich immerhin monatlich mehr in die Pflegekasse, und mein Freund gleich mit, weil er sich sowas unwertes wie mich aufgehalst hat. Kein Mensch auf dieser Erde ist unwert. Egal was er kann oder nicht, wo er herkommt, wessen Gene er trägt oder wie seine Hautfarbe ist. Jeder Mensch ist auf seine Art und Weise sehr wertvoll. Ich kann nicht mehr so gut rennen, dafür hab ich andere Stärken. Ich kann keine Kinder kriegen, aber ich gebe alles, um meinen Neffen, Nichten und Patenkindern eine großartige Tante zu sein, auf die sie immer zählen können. Und ich hoffe, ich werde immer die Kraft haben, gegen Dinge die mich behindern (Bordsteine, Keller-Klos, etc.) anzukämpfen.

Wenn du aber tatsächlich ein Problem damit hast, und auch das meine ich ernst und nicht ironisch, dass du vielleicht keine Kinder mehr bekommen kannst, und nicht so viel wert darauf legst das es unbedingt deine eigenen Gene sind, dann melde dich bei mir. Ich kann dir in Sachen Adoption vielleicht ein paar Tipps geben. Durch diese Sache versuchen wir gerade durchzukommen, und Freunde von uns haben schon eine Adoption gemacht.

Gruß, Karin
 
Behinderung

Hallo, liebe Karin2005,

es tut mir das Rumtrampeln hier auf Deiner Frage, was Behinderung bedeutet, sehr weh und leid.
Ich habe dazu im Web für Dich gegoogelt ohne Ende, unter anderem Wikipedia. Du hast mit Deinem Unfall, Deinen Beschwerden und Einschränkungen Fragen zu Recht, z.B. "Wie konnte mir das alles bloß passieren, warum ausgerechnet mir, was wäre, wenn das nicht passiert wäre usw... ?" Das sind allesamt sehr tiefgründige Fragen, Fragen des Lebens.

Die Engländer, die ja ehedem viel höflicher sind, umschreiben das Problem: Früher sagte man noch "handicap", heute ist die Umschreibung "(physically) CHALLENGED", also von "challenge" = Herausforderung, political correctness. Und das trifft glaube ich den Zustand einer Behinderung am besten: Die körperl. und/oder seelische/psychische oder gar geistige Beeinträchtigung fordert den/die Betroffene(n) aber insbesondere die Mitmenschen heraus, diesem beeinträchtigten Leben soviel Lebensfreude, Teilhabe am Sozialen, der Arbeitswelt, der Natur, dem Sport, der Liebe (auch Sex) wie nur möglich zu ermöglichen, zu fördern. M. E. hat der Begriff Behinderung ein vergleichendes Moment, z.B. Vgl. von jetzigem Zustand zu prätraumatischem, zu altersgleichen Menschen usw. Insofern setzt "die Gesellschaft" hier die Maßstäbe, die Normen, was Behinderung sei.

In diesem Zusammenhang möchte ich hier bitten, dass hier keine NAZI:mad:-Begriffe gestreut werden, "unwertes Leben" ist ein Unwort, bitte schreibt bzw. sprecht doch so etwas nicht aus ! Wenn Du auch keine Kinder mehr bekommen kannst, so kannst Du doch auf andere subtile Weise sehr viel Liebe auf dieser Welt "gebähren". Und Du bist kraft Deines weiblichen, menschlichen Daseins und Wesens in all Deiner eigenen tollen Besonderheit ein mehr als "vollwertiger" Mensch:rolleyes: .

Oder meinst Du den Begriff vom Rechtlichen (also SGB IX) her, mit GdB etc. nach dem Schwerbehindertenrecht ? Da müsste ich noch mal googeln...

Bitte lasst uns uns mäßigen, wir brauchen unsere Energie für Lösungen, Strategien sowie Hilfsbereitschaft und nicht für Spitzfindigkeiten und Anfeindungen.
Dies war nicht das Wort zum Sonntag.

N`Abend !
Gibbus (niemand sollte wagen, mich wegen meines 41,9°-Knicks zu behindern !)
 
Zuletzt bearbeitet:
re. Antwort

Hallo Karin,..

schaue bitte in meine Fußnote,..

dann glaubst Du etwas zu sehen was ich sein könnte, nur sehr wenige Menschen wissen,.... wie ich wirklich bin,..und genau so ist es mit dem Wort Behinderung,.. In diesem Sinne,..sam ;)
 
Sorry, ich wollte bestimmt keine Nazi-Parolen streuen. Im Gegenteil!SORRY, SORRY, SORRY. Wenn das jemand so aufgefasst hat möchte ich mich in aller Form entschuldigen. Das war keinesfalls meine Absicht. Werd halt nur sehr stinkig wenn ich höre ein Leben, besonders das einer Frau, habe seinen ureigensten Sinn verloren, wenn die Gebährfähigkeit dahin ist. Ich lasse mich, oder meinen Lebenssinn, halt nicht so gerne über die Einsatzfähigkeit meiner Gebärmutter und/oder Beine definieren.

Aber offensichtlich fängt es da schon an. Für mich war es Schicksal, keine leiblichen Kinder bekommen zu können. Andere empfinden das als Behinderung und verzweifeln daran. Die Bundesregierung sieht das offensichtlich nicht als Behinderung, sonst wäre es ja eine Diskriminierung, wenn ich aufgrund einer Behinderung höhere Sozialabgaben zahlen müsste. Ist aber ein anderes Thema. Ich habe den Blick nach vorne gerichtet, Patenschaften in der dritten Welt übernommen, mich über die Kinder in meiner Familie und im Freundeskreis gefreut, und mich über Adoption schlau gemacht. Zum Thema eigene Gene: "Du bist nicht unter meinem Herzen gewachsen, sondern in meinem Herzen". Darauf kommt es für mich und meinen Lebensgefährten an. Immer das unserer Meinung nach Beste im Rahmen unserer Möglichkeiten machen.

Aber ein ehrlich gemeinter Vorschlag an alle, die durch ihren Unfall keine Kinder mehr bekommen bzw. zeugen können: ich habe mich mit dem Thema "ungewollte Kinderlosigkeit" lange auseinander gesetzt. Ich habe viele Menschen kennen gelernt, denen es aus den verschiedensten Gründen ebenso geht. Adoption war auch für uns eigentlich nie ein Thema, "wer weiß schon was man da für ein Kind kriegt". Wir haben dann aber alles hautnah mitgemacht, weil Freunde von uns ein Baby adoptiert haben. Die Kleine wird jetzt 5, ist eines unserer Patenkinder, und der reinste Sonnenschein. Unsere Freunde waren oft am Verzweifeln, haben vieles versucht, und viel Geld bezahlt, um den Kinderwunsch zu realisieren. Wir sehen heute, dass da 2 Schicksale, das unserer Freunde, und das der Kleinen, zusammen gefunden haben. 2 Lebenswege, die ganz anders hätten aussehen können, wenn die Adoption nicht gewesen wäre. Die Kleine wird von Herzen geliebt, und liebt ihre Eltern auch aus tiefstem Herzen. Außer der Sache mit den Genen und dem Stillen gibt es keinen Unterschied.

Wenn irgendwer hier Infos oder Rat oder einfach nur austauschen zum Thema Kinderlosigkeit will oder braucht, meldet euch gerne bei mir. Will das jetzt hier nicht zum neuen "Kinderlosen-Forum" machen. Darum, ihr könnt mir gerne, wenn ihr wollt, PMs schicken. Auch mein Lebensgefährte mußte sich ja damit befassen, immerhin ist er in dieser Sache kerngesund. Aber da er mich wollte, musste er auch akzeptieren, niemals eigene Kinder zu haben. Für ihn ist das bestimmt schwerer zu akzeptieren gewesen, er hatte die Wahl die ich nicht hatte.

Also, bei Bedarf oder Interesse, bitte melden, kein Problem.

LG, Karin
 
Mit dem Herzen "sehen"

P.S: Mit dem Herzen "sehen", das z. B. ist eine große Gabe, die unsere einzigartige Sammy hat. Mit dieser Gabe schafft sie ihre "Herausforderung".

Gibbus
 
Hi Gibbus!

Kennst Du das?
" Man sieht nur mit dem Herzen gut, denn das wesentliche ist für die Augen unsichtbar!"

Danke für deinen Beiträge.
Ein schönes Wochenende
chaotisch:)
 
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