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Artikel in der "Berliner Zeitung" - Fingierter Unfall auf Landstraße

seenixe

Super-Moderator
Mitarbeiter
Registriert seit
31 Aug. 2006
Beiträge
8,875
Ort
Berlin
Hallo,
am Donnerstag berichtete die "Berliner Zeitung" von einem Test auf einer Landstraße in Brandenburg.
Bei Youtube fand ich folgendes Video, was den gleichen Test vor Jahren schon dokumentierte


Donnerstag in der Berliner Zeitung

Fingierter Unfall - Nur jeder zehnte Autofahrer leistet Erste Hilfe


Ein Video sorgt für Schlagzeilen: Zu sehen ist ein schwerer Verkehrsunfall. Ein metallicgrünes Auto liegt neben einer viel befahrenen Straße im Landkreis Oberhavel. Jeder, der den Wagen sieht, erkennt sofort, dass es definitiv ein Unfall sein muss: Denn das Auto liegt auf dem Dach, hat sich offensichtlich überschlagen. Die Türen sind verbeult, die Scheiben zersplittert – im Auto befinden sich zwei junge Frauen, die stark bluten und sich kaum bewegen können.

Doch was passiert nach diesem Unfall? Halten die Autofahrer an? Leisten sie Erste Hilfe? Rufen sie die Feuerwehr und die Polizei?
Kaum jemand hält

Die Antwort lautet: Nein. Also fast immer – nein. Die Landstraße zwischen Summt und Wensickendorf ist stark befahren, viele Autofahrer bemerken den Unfall tatsächlich auch, aber kaum jemand hält an und hilft. „Nur zehn Prozent der Autofahrer haben angehalten oder die Polizei informiert“, sagte Torsten Herbst, Sprecher des Brandenburger Polizeipräsidiums, am Donnerstag der Berliner Zeitung.

Aber nicht nur dieser Fakt sorgt für Aufregung. Es gab auch Stimmen, die kritisierten, dass es sich um keinen echten Unfall handelt, sondern um einen nachgestellten, bei dem auch die Polizei beteiligt war.


Nein, nicht die Fahrzeugführer die einfach vorbei fuhren wurden gerügt, die Polizei wurde aufs Korn genommen.

Die Polizei hat den Dreh dann genehmigt und sich an der Aktion beteiligt. „Wir sagten uns: Wenn sich die Gelegenheit ergibt, nutzen wir die Möglichkeit, um aufzuklären. Denn Prävention und Verkehrserziehung gehören nun mal auch zu den Kernaufgaben der Polizei.“

Die Polizei wollte sich auch deshalb an diesem Experiment beteiligen, weil es zu diesem Verhalten keine ernsthaften statistischen Daten gibt. Denn die Polizei wird in den meisten Fällen von Leuten gerufen, die einen Unfall oder Verunglückte sehen. Die Polizei weiß aber nicht, wie viele Autofahrer vor diesem einen Anruf vorbeigefahren sind.
"Ein schockierendes Ergebnis"

Die Polizei hatte geschätzt, dass etwa die Hälfte der Autofahrer einfach an der Unfallstelle vorbeifährt. Der Versuch lief dann mehr als fünf Stunden lang und etwa 100 Autofahrer wurden kontrolliert. „Real sind aber fast 90 Prozent der Autofahrer vorbeigefahren“, sagte Herbst. „Das ist ein schockierendes Ergebnis.“

Im Film ist Folgendes zu sehen: Ein Motorradfahrer ist der erste, der stoppt – erst etwa zehn Minuten nach dem „Unfall“. Im Film ist zu sehen, dass er versucht, vorbeifahrende Autofahrer zum Anhalten zu bewegen, aber es scheint niemanden zu interessieren. „Ja, es gibt Leute, die helfen. Und es gibt auch ganz, ganz viele, die sagen: Ist mir egal oder ich habe es nicht gesehen und vorbeifahren“, sagt Polizist André Quade im Video.

Anschließend sagten viele Leute, die sich ignorant gezeigt haben, sie hätten auch Angst gehabt, bei der Ersten Hilfe etwas falsch zu machen. Doch die Rechtslage ist eindeutig.
Hilfe ist Pflicht

„Jeder ist gesetzlich verpflichtet, wenn er sich nicht strafbar machen will, bei einem Unfall vor Ort Erste Hilfe zu leisten“, sagte Polizeisprecher Herbst. Bei Autofahrern käme noch dazu, dass sie bei ihrer Führerscheinprüfung einen Erste-Hilfe-Kurs gemacht hätten und damit dazu auch befähigt seien.

„Wenn jemand ein Auto auf dem Dach liegen sieht, dann ist es doch nicht zu viel verlangt, zum Handy zu greifen und kostenfrei per 110 oder 112 die Rettungskräfte zu rufen“, sagte Herbst. „Das können die Opfer und die Gesellschaft von jedem einzelnen verlangen.“

Alles andere ist unterlassene Hilfeleistung, für die bis zu ein Jahr Haft oder eine Geldstrafe drohen.
Probleme mit der Rettungsgasse

Die Ergebnisse dieses Tests passen zu den Beobachtungen der Polizei, dass die Sitten nach Verkehrsunfällen immer rauer werden – meist geht es um mangelnde Rücksichtnahme. Immer wieder kommt es zu zusätzlichen Staus an Unfallstellen wegen der Gaffer, oder weil Leute aus dem Auto mit dem Handy Videos drehen wollen.



Hier ein Link zum vollständigen Artikel


Mir gab dieser Bericht sehr zu denken. Wie weit ist es inzwischen in unserer Gesellschaft gekommen?
Wie wäre es gewesen, wenn der Unfall echt gewesen ......


Gruß von der Seenixe
 
Hallo seenixe,

das Problem liegt woanders. Wir leben mittlerweile in einer Gesellschaft des Misstrauens. Es gab schon einige Berichte, in denen beschrieben wurde, dass Unfälle gestellt waren, um Helfer anzulocken und anschließend abzuzocken. Das könnte mit ein Grund sein, warum viele nicht anhielten.

Herzliche Grüße vom RekoBär :)
 
Hallo zusammen.

In der heutigen Gesellschaft ist der Egoismus und die Geltungssucht leider sehr ausgeprägt.
Persönlich kann ich sagen, dass z.B. die Bereitschaft sich in Vereinen zu engagieren sehr nachgelassen hat. Grade wenn es dadurch zu Einschränkungen in der persönlichen Termingestaltung kommt.

"Wenn ich das erste Selfie von dem spektakulären Unfall poste, über den die B..d-Zeitung noch berichtet, man was bin ich dann ein toller Hecht. Da werden die Kumpels aber mit den Ohren schlackern..." Scheinbar ist das die Devise, nach der einige sich darzustellen versuchen. Empathie mit Unfallopfern und Hilfeleistungen vor Ort sind dann natürlich lächerlich. Soll man das auch noch leisten??? (Sarkasmus off).
Und keiner weiß, wie die gesellschaftliche Entwicklung weitergehen wird. Aber der Weg, auf dem wir uns zurzeit befinden, wird uns unweigerlich ins Verderben führen, leider.

Trotzdem noch einen angenehmen Sonntag.

Gruß
Hefti
 
Grüß Euch!

Da ich (sonst: schlechtes GEwissen!) an verdächtigen Unfallstellen anhalte, gerate ich so alle 2 Jahre in einen Unfall, der heftiges an Erster Hilfe ect. verlangt. Ich staune auch: man sollte meinen, dass wenigstens jeder 10. Autofahrer Zeit hat, nachzusehen.

Was mir dort auffällt: Dort finde ich oft Leute, die durchaus helfen wollen, aber nicht wissen, was sie tun sollen. Ds scheint wohl viele auch abzuhalten, sich der Situation zu stellen.

Offen gestanden, ich mache da nicht lang rum. Ich übernehme einfach das Kommando und kümmre mich nicht daraum, ob es mir zusteht oder nicht, ich mach's einfach: Schicke jeden, mit einer Aufgabe los ("Warndreieck über den Kopf halten, 150 m zurück hinter der Kurve aufstellen, bitte wieder zurückkommen und bitte mir sagen, dass das ereldigt ist") - ich hatte nie Probleme mit Besserwissern. Allerdings: Sollte mir da einer kommen, dann ist die Rübe aber schnell gewaschen. Wenn sie nicht ab ist!

Mit etwas 2 Warnblinklampen im Auto und 3 aufgeklappten Waarndreiecken im Kofferraum ect. ist auch vieles leichter zu regeln. Und: Einem regelmäßig wiederholten Erste-Hilfe-Kurs! Das empfehle ich aber wärmstens.

ISLÄNDER
 
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