hallo engel 66
hatte mit dem Auto einen Frontalcrash, war nicht bewußtlos, habe mich mit meinem Mann unterhalten, der ebenso verletzt war, aber die Zeit von ca. 2Min vor dem Crash bis etwa 6h später ist total weg. Ist auch in den 15 Jahren seither nicht wiedergekommen.
Mein Mann hat mir erzählt, was in der Zeit abgelaufen ist, eine Bekannte hat mich nach ca 15min, als zufällig vorbeikommende Ersthelferin versorgt, bis medizinische Hilfe da war. Auch sie hat mir erzählt, dass ich mit ihr mich unterhalten hätte, ich habe die Telefonnummer meiner Eltern immer wieder gesagt und gebeten sie anzurufen, damit sie sich um unsere beiden Kinder kümmern sollen, die in Schule bzw Kindergarten waren. Davon weiß ich selber aber alles nichts mehr.
Nach Erstversorgung am Unfallort kamen wir in die Klinik, dort wurde ich in der Notaufnahme neben meinem Mann behandelt, durch den Paravonvorhang hat er sich dauernd mit mir unterhalten, die ganze Zeit besprochen und mir erzählt, wir hätten einen Unfall gehabt mit dem Auto und dass ich, wie eine Gebetsmühle immer wieder gefragt hätte, ob ich was falsch gemacht hätte, wobei er mich zu Beruhigen versuchte, Es sei nicht zu verhindern gewesen, dass der schleudernde Porsche uns frontal gerammt hätte.
Für die Anschießende OP - Marknagelung des offenen Waden- und Schienbeinbruchs wurde keine Vollnarkose, sondern nur Rückenmarknarkose, wegen meinem "Schock"-Zustand.
Als ich aus dem Nach OP-Überwachungsraum 6h nach dem Crash ins Krankenzimmer gefahren wurde und im Gang vor dem Zimmer mein damals 5jähriger mich mit großen Augen ansah, ab da habe ich wieder Erinnerung.
Dazwischen ist alles weg, ich weiß noch die rote Ampel vor der ich stand, dass ein bekanntes Ehepaar zwei KfZ vor uns rechts abgebogen ist, wie jeden Morgen auf dem Weg zur Arbeit. Dann bin ich bei grün den drei Fahrzeugen geradeaus gefolgt, habe beschleunigt auf so bestimmt 30km/h - dort ist 70 erlaubt und dann Leere.
Die behandelnden Ärzte sagten damals, es kann sein, dass es leer bleibt, oder es kommen Fetzen zurück, oder mit der Zeit die ganze Erinnerung. Ich habe es auch mit Hypnose versucht, jedoch blieb alles leer, es blieb alles weg.
Aber die Neurologen und Neuropsychologen der Fachkliniken sagten auch: das ist nichts Bedrohliches, nichts Schlimmes, nichts Krankhaftes, nichts, was einen verrückt macht, sonder ein ganz normaler Hirnprozess. Dein "Geist" schützt dich vor dem was erlebt wurde. Der Körper schüttet in diesen Momenten eine Salve an Hormonen und Schmerzdämpfer aus, die einen auf natürliche Weise betäubt.
Das ist das Gute an unserem Körper - daher lass es zu, es ist mir passiert, es ist vielleicht auch ganz gut so, dass ich nicht mehr alles weiß. Du kannst und darfst da deinem Körper trauen, dass er es GUT mit dir meint, wenn er dich schützt.
Durch diese Hormonausschüttung kann die Wahrnehmung nicht mehr so gut im Kurzzeitgedächtnis gespeichert werden und weil da nichts da ist, an was man sich erinnert, kann es auch nicht, mit immer wieder drandenken, ins Langzeitgedächtnis überführt werden.
ES IST WEG, UND ES IST GUT SO!
Es lohnt sich kein Gramm Adrenalin dem Nachzuweinen, du musst es akzeptieren, musst es lernen.
Mir half damals der Spruch:
Gott gebe mir
die Kraft, Dinge zu ändern die ich ändern kann (ich selber niemand anderer)
die Geduld, Dinge hinzunehmen, die ich nicht ändern kann
und die Weisheit, beides voneinander zu unterscheiden.
Prügele dich nicht selber mit dem Gedanken: das darf nicht sein. Es ist so, es ist vielleicht gut so. Die ganze Energie, die du zusammensuchst, um diese Leere unbedingt füllen zu wollen, ist sinnlos. Verwende sie lieber für Momente, die dir GUT tun.
Du hättest ersticken können, du hättest dir eine Querschnittverletzung einhandeln können, du hättest mit den gebrochenen Rippen eine Schlagader ritzen können und innerlich verbluten - Alles ist nicht passiert. Deine Zeit ist noch nicht abgelaufen mit dir hat sich jemand noch was vorgenommen.
Deshalb heißt die Aufgabe: nicht in der Vergangenheit irgendwelche Lücken füllen, sondern im hier und jetzt, im heute dir und den deinen Fehler zu verzeihen und dir selber zugestehen, da ist eine Lücke, das ist kein Makel, und hätten die anderen gewußt, wie problematisch dein Zustand gewesen ist, hätte sie bestimmt anders gehandelt.
Bist du wirklich der Meinung, die anderen wollten dich "verrecken lassen"?
Die andern haben nicht richtig reagiert, sie haben einen Fehler gemacht - das war nicht schön, das war nicht gut, aber wir sind alle nur Menschen - keine Maschinen und erst recht nicht unfehlbar. Wenn dir jemand vor übertriebene Hilfe dich angepackt hätte, die Rippen noch mehr verschoben hätte und dadurch die Verletzung noch heftiger geworden wäre, vor lauter dir Hilfe geben wollen, wäre es auch wieder FALSCH gewesen. Aber dass es noch hätte schlimmer kommen können, an das denken wir weniger. Es ist, wie es ist. Es ist passiert, und jetzt so wie es ist. Das ganze, die hätten, dann wäre... das sind alles Spekulationen, könnte sein, aber auch nicht. Niemand weiß, ob es genauso gelaufen wäre, wie du es dir heute als wünschenswert ausmalst.
Deshalb verzeihe den anderen und verzeihe dir selber, dann kann Ruhe einkehren und du hast mehr Kraft für deine Gesundung.
Lieben Gruß
Teddy