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Abfindungsvertrag - so okay?

Dianajoan

Nutzer
Registriert seit
28 Mai 2007
Beiträge
4
Hallo,
es geht um die Zahlung der Haftpflichtversicherung für ein am 28.7.05 als Mitfahrerin verunfallten 22 Monate alten Kindes, das einen kompletten Querschnitt ab Halswirbel (Arme und zwei Finger noch beweglich) erlitten hat.

wer kann damit was anfangen und es beurteilen?

Vergleichs- und Abfindungserklärung

Zur Abgeltung meiner Ansprüche aus obigem Schadenereignis beanspruche ich eine
Entschädigung in Höhe von ....

Ich erkläre mich gegen Zahlung dieses Betrages wegen meiner Ansprüche gegen die .... sowie jeden sonstigen Gesamtschuldner für abgefunden. Die Abfindung gilt ohne Vorbehalt für alle Ansprüche aus Vergangenheit und Zukunft und umfaßt auch nicht erkennbare und vorhersehebare Unfallfolgen.
Abweichende Sondervereinbarung:
Beginnend ab dem 1.6.07 wird eine Schmerzensgeldrente von monatlich ,... gezahlt. Offen ist weiterhin der materielle Schaden ab dem 1.6.07. Die offenen Ansprüche werden bezüglich der Verjährung so gestellt, als ob ein Feststellungsurteil ergangen wäre.

? Fallen Die Entschädigung sollte eigentlich das Schmerzensgeld sein, davon steht aber nichts.

danke für Tipps und Einschätzungen, liebe Grüße, Diana
 
Hallo Diana,

da es sich hier um eine sehr wichtige Entscheidung und auch mit weitreichenden Folgen handelt, solltest Du dies nicht ohne einen, für seine Formulierungen und sein wissen haftenden Anwalt tun. Bitte, hier im Forum ist niemand, der (außer eventuell die Anwälte) Dich wirklich sattelfest beraten könnte. Dies hat auch mit den Summen, um die es dabei geht zutun.

Gruß von der Seenixe
 
Hallo Diana,

aus meiner Erfahrung mit einem körperlich behinderten Kind kann ich nur sagen: Bei einem so immensen gesundheitlichen Schaden würde ich einer Abfindung nie zustimmen. Deine Tochter ist erst 22 Monate und kannst du mit dieser Summe immer die Betreuung und Weiterbildung deiner Tochter sicherstellen? Auch ihren Lebensunterhalt und später mehrere Helfer die für deine erwachsene Tochter da sind und ihr ein möglichst eigenbestimmtes Leben ermöglichen?
Mein Kind ist seit Geburt behindert und nach Abschluss einer normalen Schule hat sie ein Wirtschaftsgymnasium für behinderte und nicht behinderte Kinder und Jugendliche besucht. Trotz sehr wenig Einkommen meinerseits musste i.H. des Kindergeldes Zuzahlungen geleistet werden. Jedes Wochenende musste das Kind nach Hause geholt werden, in den Ferien auch. Als sie 18 war (lebte dann in einer Außenwohngruppe sehr eigenständig) musste sie ihr Unterhaltsgeld vom geschiedenen Vater ganz ans Amt abgeben, ich meinen Obulus leisten. Trotzdem hat sie ja weiterhin Kleider benötigt, Heimfahrten waren zu organisieren und zu bezahlen. Schon in diesen 4 Jahren der weiterführenden Schulausbildung kam ein erkleckliches Sümmchen zusammen an Mehrbelastung zu ihren gesunden Geschwistern. Nun studiert sie. Eine rollstuhlgerechte Wohnung kostet halt mehr als irgendeine Studentenbude ganz weit draussen. Sie kann aufgrund Sehbehinderung kein Führerschein machen, ist also auf die Nähe einer Haltestelle und gute Anbindungen angewiesen. Auch hier kein Vergleich zu ihren gesunden Mitstreitern (auch ein Nebenjob geht nicht). Es gibt also ständig immer wieder etwas was teurer ist. Auch die Zuzahlungen zu Hilfsmitteln steigen mit der Zeit (von evtl. Gesetzesänderungen in den nächsten Jahren ganz abgesehen).

Von den ganzen Zukunftsaspekten abgesehen hätte ich auch Bedenken weil nicht ausdrücklich Schmerzensgeld und Abfindung auf Erwerbsschaden ausgewiesen sind. Hast du mal beim Finanzamt nachgefragt was mit solche einer Zahlung (die sich wohl im höheren 6stelligen Bereich oder mehr bewegt) geschieht? Stell dir vor die wird dann für das Kind versteuert und ein viertel z.B. ist weg ans Finanzamt? Auf Schmerzensgeld sind ja keine Steuern fällig, aber was ist mit dem Ausgleich für finanzielle Nachteile? Steuerberater o.ä. konsultiert?

Deine Tochter hat Anspruch auf bestmögliche Behandlung und auf die Chance auf ein weitgehenst selbstbestimmtes Leben? Bei meiner Tochter wurde im Alter von ca.3 jahren gesagt sie würde nie normal schreiben lernen, einen normalen Schulbesuch hätte jeder Arzt bestritten. Sie hat mit viel Aufwand Mittlere Reife gemacht (normale Schule in der Nähe), Abitur gemacht (Internatsunterbringung 200 km entfernt), eine kfm. Ausbildung in einem normalen Betrieb abgeschlossen und studiert nun. Ein schwerer Weg (und teuer) für alle Beteiligten. Sie hat seit 7 Jahren einen festen Freund. Er hat in dem Internat eine Berufsausbildung gemacht, sitzt im E-Rolli, hat mehrere 24Stunden-Helfer im Schichtwechsel, eine eigene Wohnung und arbeitet in einem Callcenter nun im PC-Bereich. Seine Eltern und Ärzte hätten dieses dem spastischen, halbseitig gelähmten Kind nie zugetraut und ein selbstbestimmtes Leben nie für möglich gehalten. In dem Internat meiner Tochter waren viele Unfallkinder - auch solche denen die Ärzte wenig Chancen auf eigenes Leben gegeben haben.

Was will ich dir damit sagen? Kein Arzt der Welt kann dir heute sagen was aus deinem Kind wird und ob und wieviel Forwärtsbewegung es noch für dein Kind geben wird. Es gibt Prognosen - aber ob die letztendlich eintreffen ist ungewiss. Kannst du mit der Schmerzensgeldrente später sowohl den Lebensunterhalt als auch sämtliche Zuzahlungen bestreiten? Die Kosten und Höhe der Zuzahlungen steigen ständig, die Rente auch?

Das ist meine persönliche Sicht der Dinge. Du wirst die Pflege deines Kindes nicht ständig alleine leisten können, sonst "verbrauchst" du dich zu sehr.

Ich ziehe meinen Hut vor dir und zolle dir jeden Respekt!

Alles Gute für dich und deine Familie und eine "weise" Entscheidung. Einen wirklichen Rat wird dir leider keiner geben können. Einen schwere Entscheidung bei der man hinterher immer sagen wird: ach hätte ich doch nur ... egal wie du dich jetzt entscheidest. Viel Kraft für euch!

Divegirl
 
Liebe Dianajoan,
ich kann deine Sorge und deine Fragen gut verstehen. Es ist immer sehr schwer für uns Ma's die richtigen Entscheidungen für unsere kids zu treffen. Zu bedenken möchte ich dir folgendes geben:
was ist, wenn es neue OP-Verfahren oder ähnliches gibt, die deinem Kind später helfen könnten? wer zahlt?
was ist, wenn du schneller ausfällst als gedacht und dein Kind zusätzliche Hilfe gegen Bezahlung einstellen muss? wie du hier siehst gibt es ja viele "plötzlich ist alles anders" Fälle
wie wird es deinem Kind später gehen? reicht das Geld für jeden Monat bis zum Lebensende aus? wie berechnest du Lebensqualität in Geld?
ich würde wahrscheinlich aus eigener leidigen Erfahrung einer Abfindung nicht zustimmen. mein Streit geht nur noch in Richtung BG weil man mir suggerierte später nie eine Unfallfolge beweisen zu können. ÄÄÄÄtsch schade auch, so könnte ich heute noch viele echt große unwiderrufliche schwere Erkrankungen über die Versicherung mit einfordern. Viele Therapien und anderes geht nur über Leistungen über dem KK-Angebot hinaus... tja auch damit heißts dann .... schön wär's gewesen.
Liebe Diana.... wirklich nicht um abzuschrecken! Ich achte deine Situation sehr hoch und möchte nicht in deiner Haut stecken. Ich kann dir nur raten: such dir einen richtig guten Anwalt und denke sehr darüber nach es lieber nicht abzugelten. Bleibe lieber mit einer Möglichkeit im Leben dich noch einmal an Leistungsträgern wenden zu können, damit du später nichts bereust.
Diese Gedanken sind wirklich nur die einer Ma, die in deiner Haut nicht stecken möchte. Ich wünsche dir die richtige Entscheidung, die Erleichterung es richtig gemacht zu haben und viel Kraft mit der so großen Veränderung in eurem gemeinsamen Leben. Ich hoffe, dass du wenn nötig die richtige Hilfe deiner Mitmenschen erfährst und wünsche dem Kind, dass es in seinem Leben zurechtkommen möge mit viel Liebe und Begleitung durch dich und andere!:)
LG urrut


 
Zuletzt bearbeitet:
Hallo Dianajoan
Nach meinen Erfahrungen (Verlust der gesamten Familie und selbst 100%) wäre eine Abfindung für Deine Tochter unverantwortlich, egal wie hoch die Summe veranschlagt wird
Oder kannst Du abschätzen, wie der Gesundheitszustand Deiner Tochter in 10 oder 20 Jahren aussieht
Wie viele OP's und schmerhafte Behandlungen Deine Tochter noch in ihrem Leben durchstehen muss
Sollte ein Anwalt Dir mit einem derart hohem Dauerschaden zu einer Abfindung geraten haben, gehört dieser an den Pranger gestellt!
Zu einer Abfindung sollte nur in wenigen Ausnahmen geraten werden, da die Folgeschäden nur in ganz seltenen Fällen abzuschätzen sind.
Nach meinen Erfahrungen mit Unfallopfern bewilligt die Krankenkasse nach einer Abfindung selten die bestmögliche Behandlung und dann ist auch eine sehr hohe Abfindungssumme schnell aufgebraucht.
Gruß Gisela
 
Hallo Ihr,

danke für eure Tipps und eure Zeit, die ihr mir für eure Antworten geschenkt habt. Ich befürchte auch, dass ich sofort den Anwalt wechseln muss.
Ganz liebe Grüße, und danke auch für alle PNs, teilweise konnte ich aber nicht antworten, weil die Postfächer voll waren. Bin dankbar für alle Tipps und gehe denen auch nach.
Diana
 
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