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Abfindung - soll ich ?

tomtrautl

Nutzer
Registriert seit
29 Jan. 2007
Beiträge
2
Hallo,

ich bin nach einem Verkehrsunfall mit dem Motorrad querschnittsgelähmt. Folglich sitze ich seit fast 10 Jahren im Rollstuhl. Da ich an dem Unfall 100% nicht schuld bin, kommt die Haftpflichversicherung meines Unfallgegners, die R+V, für die Folgeschäden auf.
Auf einige Leistungen habe ich mich bereits abfinden lassen, wie z.B. Verdienstausfall, vermehrte Leistungen etc.
Da ich allerdings, aufgrund meiner Tetraplegie, auf Hilfe angewiesen bin, habe ich mich bisher dazu nicht abfinden lassen.

Nun quängelt die Versicherung aber ständig und will meine Akte schließen. Nach zähen Verhandlungen haben sie mir nun ein Angebot unterbreitet, was sich recht lukrativ anhört. Ich bin auch in den letzten Jahren sehr selbständig geworden, so dass ich denke, ich könnte meine bisherigen Pflegekosten (8000 Euro im Monat) deutlich reduzieren und so gut mit dem Geld auskommen.

Bin ich zu naiv ? Ich bin erst 30 und weiß ja schließlich nicht, wie alt ich werde. Laß ich mich von der Summe blenden ?
Ich habe allerdings auch keine Lust auf den ständigen Streit. Denn immer wieder hat die Versicherung versucht mich zur Kostenreduktion zu drängen.
Ich habe Pflegestufe 3, glaube aber, wenn mich der MD neu beurteilen würde, dass ich diese Stufe nicht wieder bekäme. Dazu bin ich wohl zu fit und die Versicherung will auch, sollte ich die Abfindung ablehnen, meine Pflegebedürftigkeit prüfen lassen.

Ich habe einen guten Anwalt, der bisher gute Ergebnisse für mich rausgesxchlagen hat. Er rät mir zur Abfindung.

Kann mir jemand einen guten Rat geben, dann meldet euch bitte.

Danke.
 
Hi Tomtrautl,

so global gesprochen kann man glaube ich kaum was zu deinem Beitrag sagen. Wenn du einen kompetenten Anwalt hast, der dich bisher gut bedient hat, ist das schon viel wert.

Ich dachte das allerdings auch mal, bis ich Vergleichsmöglichkeiten bekam.
Aus eigener Erfahrung wage ich nur einen Rat:
Baue mit 30 nicht auf deine Selbstständigkeit und Fitness. Ab 50 geht's spätestens steil bergab damit. Und dann hast du im Normalfall noch ca. 30 Jahre vor dir.

Kalkuliere hier doch mal das worst-case-Szenario ein, das dich durch unfallbedingte Spätschäden treffen kann (kannst du als Betroffener sicher besser als irgendjemand sonst) und versuch dann rauszufinden, ob du mit dem Angebot der Versicherung noch klar kommst oder besser fahren würdest, wenn du dann ab einer gewissen Verschlimmerung neu verhandeln kannst. Ganz schwierige Kiste.

Ich glaube kaum, dass dir die Entscheidung jemand abnehmen kann.

Alles Gute

Jambo
 
re. Antwort

Hallo Tomtraudl,

Einen Rat kann ich Dir nicht geben doch ich kann Dir ein Beispiel aufzeigen was Du benötigen wirst.
Ich bin im Rollstuhl wie Du, benötige Pflege III. und fast 50.

Eine K - Schwester kostet im Bruttoverdienst im Jahr ( bei 365,25 Tage im 4 - Jahres Durchschnitt = 54. 407,64 Euro + Pauschale - Kosten für Krankheit a 20 Tage = 2.979,20 €, Einarbeitung = 1.489,60 €, Urlaub = 2.979,20 macht zusammen = 7.448,00€ zusätzlich,
Bruttolohnkosten für ein Jahr 61.855,64 € . Dann ist der Arbeitgeberanteil ( Deiner ) für KK, Pflegev. RV, Arbeitslosenvs Umlagen auf U1, U2 = 14.628,86 € + Erstattung der angenommenen Lohnfortzahlungskosten ( 80% ) = 2.383,36 € beträgt für eine Arbeitskraft im Jahr 74.101,14€ .

Umgerechnet auf den Monat heißt das für Dich an laufenden Kosten für eine Arbeitskraft in Deiner zu erwartenden Pflegesituation in der Zukunft = 6.175,09 € pro Monat. Du brauchst jedoch 2 und eine Ersatz im Krankheit, Urlaubfall ect.

Nun sei bitte ein Realist und beantworte Dir Deine Frage ganz ehrlich. Ist es Dir möglich von 8.000 € im Monat - 6.175,09€ - ca. 87 € für die Bg hatte ich vergessen vom Rest von 1.737,91 € eine 2 Kraft + Aushilfskraft zusätzlich zu bezahlen, oder später die Kosten die noch nicht enthalten sind für Therapien, Behandlungen, Hilfsmittel, Zuzahlungen Medi's, neuer Rolli, Pflegebett später, ect. + Deine eigenen Kosten, bitte nicht vergessen, wie Miete, Strom, Wasser, GEZ, Versicherungen, vielleicht ein Auto und Urlaub und Deine eigenen Lebenshaltungskosten zu finanzieren. Ach ja der Steuerberater kommt auch noch mit ca. 600 € im Jahr kann mehr oder weniger werden.

Dies ist die Berechnung nach den alten Zahlen, die neuen sind mir erst Ende Februar bekannt, da sich die Sozialabgaben in 2007 verändern werden nach oben. Wie es in ein paar Jahren aus politischer & wirtschaftlicher Sichweite sich immer mehr verändert kann nicht einmal ich oder ein anderer real einschätzen, sondern in unserem Fall nur Spekulieren.

Einen Rat wie ich am Anfang schon sagte kann ich Dir nicht geben, sondern nur ein Beispiel,.. In diesem Sinne, sam;)
 
Zuletzt bearbeitet:
Hey tomtrautl,
ich kann dir leider auch keinen Rat geben, nur ein Beispiel und einen Tip.
Ich habe mich aus den selben Gründen (Stress und Streit und keine Nerven mehr) vor einigen Jahren nach einem Unfall auf eine Abfindung mit der Versicherung eingelassen. Ich war jung, gutgläubig und leider auch etwas naiv. Zum damaligen Zeitpunkt hätte ich nie im Leben gedacht, das ich noch einen Unfall haben könnte und welche Probleme dadurch entstehen. Du solltest dir allso gut überlegen und dich gut beraten lassen ehe du deine Entscheidung triffst. In eine Glaskugel sehen und die Zukunft vorhersagen kann niemand. Wenn ich heute diese Entscheidung treffen müßte... ich glaube, ich würde einiges anders machen. Lass dich gut beraten und hol dir verschiedene Meinungen ein. Nur du kannst für dich den Weg gehen.

Gruss Kahti
 
hallo allerseits ::p

ich habe mich mit meiner gegnerischen Versicherung der LVM geeinigt und vor ca. drei Jahren mich abfinden lassen.

Dieser Druck der von mir abfiel war enorm.

Belege sammeln, und den Einreichungszeitraum nicht zu verpassen, ewig dieses Rechtfertigen, warum und wieso und ob nicht doch schon verjährt ...

Ich persönlich habe diese Entscheidung bewußt positiv für mich getroffen und würde es nach jetzigen Gesichtspunkten wieder tun.

fliedertigerische Grüße und gutes Gelingen bei den Verhandlungen :p :p :p
 
Hallo tomtrautl,

man muss es immer für sich entscheiden, das ist klar! Aber auch in meiner Situation hat mir meine Anwältin geraten, mich nicht abfinden zu lassen, da man nie weiß wie es irgendwann wird; welche Folgeschäden noch kommen usw....
Ich sitze nicht im Rollstuhl und sie will eine Monatliche Rente für mich rausholen und das bis ans lebensende....vielleicht wäre das ja auch eine Lösung für Dich...
Lass Dich nicht von goßen Summen blenden!

Viel Glück und alles Gute

moni;)
 
Danke für Eure Meinungen !

Oh mann, das ist scheiße, wenn man eine so weitreichende Entscheidung fällen muss. Ich sehe so einige Rollstuhlfahrer auch jenseits der 50, die noch ganz gut unterwegs sind und dabei keine finanzielle Unterstützung haben (außer ihrer Rente).

Ich glaube auf Nachzahlungen für den Fall das sich etwas verschlimmern sollte, kann ich nichts mehr drehen. Natürlich hat mich das worst-case Szenario von sam ernüchtert.

Die Summe lockt halt. Ich bin VWL-Student und denke, ich könnte es ganz gut anlegen, aber was sich in den nächsten Jahren tut, kann eben keiner sagen.

Danke nochmal an alle. Da muss ich durch.
 
Hallo Tomtrautl,
Da Du VWL-Student bist, dann rechne Dir die Sachen gut durch. Das Angebot der Versicherung ist meiner Meinung auch längst noch nicht ausgereizt. Ein wenig Pokern kann in Deiner Situation nichts schaden ;-)
Aber: Die Entscheidung kann Dir keiner abnehmen.
Letztendlich mußt Du mit den Folgen dann Dein weiteres Leben klarkommen.

Gruß von der Seenixe
 
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